zurück zu: Abtei PrémontréNorbert von Xanten
AUS: www.bautz.de/bbkl/n/norbert v x.shtml
Bitte beachten Sie, dass dies eine Spigelung des dortigen Textes ist, der angelegt wurde, da die Seite an mehreren Tagen nicht erreichbar war.
Band VI (1993)Spalten 1015-1016 Autor: Paul Gerhard Aring
NORBERT von Xanten, um 1080 bis 1134, aus niederrheinischem Adelsgeschlecht stammend, Geistlicher in Xanten, Köln, Siegburg, Laon; stark geprägt von apokalyptischen Erwartungen im Blick auf Weltenende und Gottesgericht, ging es ihm um Durchsetzung und Befestigung des Glaubens, Kampf gegen das Böse, Rettung der Seelen, Verwirklichung einer evangeliumsgemäßen Ethik und um die Verteidigung der Kirche und ihrer Vollmacht. Als charismatisch begabter Prediger gewann er landauf-landab viele Menschen für seine Ideale. Mit Hilfe des Bischofs von Laon gründete er in Prémontré jenen Orden der Prämonstratenser, der sich rasch ausbreitete und ein Leben zu praktizieren versuchte, das dem der frühen Christenheit entsprach und durch den Kirchenvater Augustinus seine Form gefunden hatte. 1126 wurde Norbert zum Erzbischof von Magdeburg berufen. Sein weitreichender Einfluß, den er damit im Reich erwarb - er wurde Kanzler Kaiser Lothars III. - führte zu einem Abbau der durch den Investiturstreit aufgebrochenen Spannungen zwischen dem Kaisertum und der Kirche. Norbert starb nach Rückkehr von einer Romreise wahrscheinlich an Malaria. Sein Grab befindet sich im Kloster Strahov zu Prag. 1582 wurde er heiliggesprochen.
Lit.: A. Alders, Das Leben des hl. Norbert, 2. Aufl., Xanten 1981; - N. Backmund, Die mittelalterlichen Geschichtsschreiber des Prämonstratenserordens (Bibliotheca Analectorum Praemonstratensium, 10), Averbode 1972; - B. Brandl, Zum 800jährigen Todestag des hl. Norbert, des Gründers des Prämonstratenserordens, Marienbad 1934; - E. Elm (Hrsg.), Norbert von Xanten - Adliger, Ordensstifter, Kirchenfürst, Köln 1984; - B. Goßens, Norbert von Xanten. Stifter des Prämonstratenserordens, Fribourg/Konstanz/München 1938; - W.M. Grauwen, Norbert von Xanten, in: Die Heiligen. Alle Biographien zum Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet, hrsg. von P. Manns, Mainz 1975; - L. Horstkötter, Der heilige Norbert und die Prämonstratenser, 5. Aufl. 1981; - E. und H. Melchers, Das große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf, München 1978; - E. Promnitz, Der heilige Norbert, der Stifter des Praemonstratenserordens, Prag 1929; - A. Ößk, Der heilige Norbert, Herr von Gennep, Stifter des Praemonstratenserordens und Erzbischof von Magdeburg. Ein Lebensbild, Wien 1900.
Paul Gerhard Aring
Textanmerkungen:
Norbert von Xanten wird - nach seinem Bischofssitz - auch Norbert von Magdeburg genannt. Manchmal liest man auch Norbert von Köln, wo er als Kaplan des Kurfürst-Erzbischofs Friedrich I. von Schwarzenberg (1100-1131) wirkte. 1982 erhob Papst Johannes-Paul II. Norbert von Magdeburg zum Patron des Magdeburger Landes. Er ist einer der Patrone Böhmens und des 1994 wieder errichteten Bistums Magdeburg. - 1134 starb Norbert und wurde in seinem Erzstift, im Marienstift in Magdeburg, das er 1129 in ein Prämonstratenserklosterumgewidmet hatte, begraben, (vgl. Pilvousek, Josef: Magdeburg in 3LThK, Bd. 6 (1997), Sp. 1183-1185. Das Marienstift in Magdeburg war der Kern einer sehr vielfältigen Filiation von Prämonstratenserklöstern im Hochmittelalter. - Die Heiligsprechung 1582 erzeugte in der protestantischen Stadt Magdeburg offensichtlich eine Stimmung gegen den Heiligen, so daß die Prämonstratenser 1627 seinen Leichnam in ihr neues böhmisches Zentrum, in die Abtei Strahnov bei Prag überführten. 1628 erfolgte in Prag die Gründung des Kollegium Norbertinum. Von hier aus entwickelte der Orden die gegenreformatorische Erneuerung und Wiederherstellung seiner ehemaligen Ordenshäuser unter dem Schutz des Kaisers Ferdinand II., der als "König von Böhmen" die Rekatholisierung seiner "Kur" betrieb, nachdem er seinen Widerpart, den (böhmischen) "Winterkönig" Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (Pfälzer Linie der Wittelsbacher, die sich dem Kalvinismus angeschlossen hatte)1623 abgesetzt und mit der Reichsacht belegt hatte. Dessen Kurwürde hat Ferdinand dem bayerischen (katholischen) Wittelsbacher Herzog Maximilian übertragen. - Aus dem Nachlaß des Mainzer Kurfürst-Erzbischofs Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647) hat Rausch ein katholisches Bekenntnisbild veröffentlicht, das den heiligen Norbert (zusammen mit Anselm von Canterbury, Thomas von Aquin und Casimir von Polen) als einen der Schutzheiligen des Mainzers darstellt. Das Bild belegt, daß die "Rezeptionswirkung" des Magdeburgers nicht nur in Prag, sondern auch in Mainz wie eben auch beim Kaiser bemerkenswerte Verankerung genoß. (Lit.: Fred G. Rausch: "Opfere mir und ich werde dich und dein Volk segnen". Mit einem bisher unbekannt gebliebenen Votivbild aus seinem Nachlaß flehte der Mainzer Kurfürst-Erzbischof Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647) zu Gott um die Wiedererlangung seines Kurstaates, in: Spessart, April 2005, 3-10, in einer Fassung ohne Anmerkungsapparat auch in Mainzer Domblätter 7.2005, 41-49; Fred G. Rausch: Anselm Casimir Wambolt von Umstadt. Kurfürst-Erzbischof von Mainz 1629-1647. Aspekte eines Lebensbildes, in: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte 31.2005 (in Druckvorbereitung, erscheint Ende April, Anfang Mai 2006). - Zur Rezeptionsgeschichte Norberts gehört, daß Norbert als ein besonderer, prominenter Repräsentant der Lehre von der Realpräsens Christi im Sakrament gilt. In Xanten predigte er erfolgreich gegen Tanchelm (vgl. 3LThK, Bd. 9, 1287 f], der alle Sakramente leugnete. Die Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert gegen die Protestanten gelten wiederum der Gegenwart Christi im Sakrament. Er wird mit einer Monstranz und dem Sakrament dargestellt (wie Thomas von Aquin) und das Votivbild von Anselm Casimir beansprucht ihn für den Opfercharakter der Eucharistie (lat. Sinnspruch in der Bildmitte: Sacrifica mihi et benedicam tibi et populo tuo").
Literaturergänzung:
Franz J. Felten, Zwischen Berufung u. Amt. N.v.X. u. seinesgleichen im ersten Viertel d. 12. Jhrs., in: Charisma u. religiöse Gemeinschaften im MA. Giancarlo Andenna, Mirko Breitenstein, Gert Melville (Hg.). Münster 2005, S. 103-149;- Ludger Horstkötter, Das Magdeburger Domkapitel weigert sich 1604, d. Gebeine d. hl. N. an Kaiser Rudolf II. abzugeben, in: AnPraem 82.2006, S. 353-355.
Letzte Änderung: 15.09.2007
Ergebnis des Rekonstruktionsversuches seines Gesichtes basierend auf den Schädelmäßen, die man in der Strahov Abtei bei Prag 1999, ermittelte.
Startseite | Impressum | Datenschutz