zurück zur Startseite



Die Rache der Hexen




Die katholische Kirche startete spätestens mit der Hexenbulle, eigentlich "summis desiderantes affectibus" (lat., dt. "In unserem sehnlichsten Wunsche") des Papstes Innozenz VIII., am 5. Dezember 1484 mit der Hexenverfolgung in den katholischen Gebieten.

Ein aus heutiger Sicht unrümlicher Protagonist war der Dominikaner Heinrich Kramer, auch Henricus Institoris, der um von eigenen Fehlern abzulenken und mit kaltem Machtkalkül, 1486 das pseudo-wissenschaftliche Werk malleus maleficarum, auch als Hexenhammer bezeichnet, verfasste. Es handelte sich, vor allem im dritten Teil, um einen Leitfaden, wie man Hexer und Hexen überführen kann, wobei er auch vor expliziter Befürwortung der Folter und der Anerkennung so erpresster Geständnisse nicht zurückschreckte.

U.a. in diesem Werk wird erwähnt, dass Katzen die tierischen Begleiter (Animus) von Hexen seien, eine Aussage die aus dem Volksglauben her rührt und die angeblich Tod und Verderben mit sich bringen. Eine mögliche Ableitung des altägyptischen Verständnisses der Katze als Wesen, dass Flüchen und den Göttern der Unterwelt trozt und eine Annahme, die sich auch heute noch mit dem Aberglaube, dass schwarze Katzen Unglück bringen, hält.

In Europa kam es nun zur Verfolgung von Hexen und Hexern, wobei eine einfache Beschuldigung schon schnell die Inquisition auf den Plan rief. Sehr praktisch übrigens, wenn man sich einen Nebenbuhler oder Konkurrenten vom Hals schaffen wollte.

Und so kam es tatsächlich zu den grausamen Hinrichtung hunderter, wenn nicht gar tausender, der Hexerei angeklagter Menschen.



Nun nahmen, um den Titel wieder aufzugreifen, die Hexen nicht durch magische Flüche Rache. Nein, die Rache war subtiler.

Eine der größten Plagen Europas und eine der zwei großen Plagen Rodens kamen auf. Cholera und Pest. Letztere wesentlich früher und wesentlich verheerender.

Das Bakterium yersinia pestis, also die wesentlich aggressivere Variante von yersinia pseudotubercolis, benötigt einen Vektor zur Übertragung auf den Menschen. Als einer der bekanntesten Primärvektoren gilt der pulex irritans (der Menschenfloh^^) sowie sein naher Verwandeter Nosopsyllus fasciatus, dieser aber eher in England. Beide befiehlen sehr gerne "mus muscullus" sowie "rattus", sie ahnen es schon: Mäuse und Ratten.*

Nun lebten beide Tierarten gerne in der Nähe von Menschen und ihren Speisekammern sowie dem allgegenwärtigem Hausmüll. Waren genügen yersinia pestis und pullux irritans zusammen auf einem Primärvektor, folgte meist die Infektion des Sekundärvektors, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass der Sekundärvektor, also der Mensch, an der Pest starb.

Doch für so etwas schreckliches wie die Pest konnten doch nur Hexen Schuld sein. Also schnell ein Pestkreuz aufgestellt, Scheiterhaufen aufgebaut, Hexe drauf, angezündet, Gebet gemurmelt, Katzen totgeschlagen - waren ja schließlich als Begleiter von Hexen auch böse. Als direkte Folge der Pest, aber nicht durch sie, nahm die Katzenpopulation schlagartig ab.

Mit dem Schwinden der Katzenpopulation, die als Jäger die natürlichen Feinde von Maus und Ratte gewesen wären, nahmen die beiden Beute- und Primärvektoren-Populationen immer mehr zu, die Pest breitete sich immer stärker aus und immer mehr Menschen starben.

Wenn das mal keine gelungene Rache gewesen ist!



* Der Vollständigkeit halber: die aktuelle Forschung führt die Pestepedemien in Madagaskar und Chile an, um aufzuzeigen, dass pullux irritans selbst als Hauptvektor auftreten kann.

 

zurück

 

     

Startseite | Impressum | Datenschutz